Bernd Daugsch
2019_Baltikum

Im Internet bin ich auf einige interessante Berichte über Fahrten ins Baltikum gestoßen. Da stand für mich fest, 2019 gibt es mit Kumpel Kalle ein "Baltikumabenteuer". Ich habe einige Tage recherchiert, geplant und teilweise schon gebucht (Fähre und die ersten beiden Übernachtungen).

Zuerst sollte es nach Kiel gehen, von dort aus mit der Fähre über die Ostsee nach Klaipeda (Litauen). Die Stadt hieß früher Memel. Hier sollte die Rundreise starten und in 12 Tagen auch wieder enden. Wir wollten ja mit der Fähre wieder nach Kiel.

Die Fahrt mit der Fähre dauert ca. 20 Stunden (Abfahrt 21:00h, Ankunft nächsten Tag 18:00h) und kostet Hin/Rück 208 Euro. Darin sind enthalten: 1 Person, 1 Motorrad, 1 Ruhesessel, 2 x Frühstücksbuffet uns 2 x Mittagsbuffet.

Die Nacht war schlichtweg eine Qual. Der Ruheraum entpupppte sich als ca. 80 sitzigen Saal, der zwar nur von 8 Personen belegt war, aber trotzdem  -  kaum Schlaf möglich. Auf der Rückreise haben wir mit dem Chefstewart gesprochen und für einen Ausfpreis (60€/p.P.) eine Innenraumkabine bekommen. Eigene Dusche, eigenes WC und Ruuuuhe.

16.05.2019. Start 09:30h bei Sonnenschein in Brühl, Richtung Kiel. Nach 8 Kilometern der erste Tropfen auf dem Helm. Also anhalten, Regensachen anziehen, das mitleidige Lächeln der Autofahrer auf dem Parkplatz aushalten und weiter gehts (ohne weitere Tropfen bis kurz vor Kiel).

16:45h  Ankunft im Kieler Fährhafen. Gebucht habe ich bei DFDS. Wir haben jetzt bis zur Verschiffung noch Zeit. Trotzdem, einchecken, bequeme Kleidung anziehen und die nötigsten Utensilien für ca. 24 Bordstunden umpacken. Wenn das Motorrad an Bord ist, muss man das Deck verlassen und darf es erst nach Ankunft wieder betreten.

Ankunft. Das Abenteuer beginnt. Werden meine Erwartungen erfüllt???   Übernachtung im Memel Hotel

18.05.2019. Wie immer nach dem Frühstück: Packen und verzurren. Erster Punkt der Reise ist der Berg der Kreuze.
Über die A1 bis Abfahrt auf die 164. Die 164 bis zur A11, dann Richtung Siauliai
Adresse: Jurgaičiai 81439, Litauen

Gruselig. Weiter auf die A12 bis Eleja, dann auf die P103 bis Dobele (wir sind schon in Lettland) – P97  -- A9 Richtung Saldus, dann die P108 bis Kuldiga. Übernachtung im Hotel Jēkaba sēta. Punkt 2: Die Stromschnellen der Venta (deutsch Windau) sind mit 270 bis 275 Metern die breitesten Europas.

19.05.2019. Auf nach Riga (Punkt 3). P108 bis Ventspils, P124 bis Kalka, P131 und P128 bis Riga. Übernachtung im Rixwell Hotel Konventa Seta. Die Gebäude liegen mitten in der Stadt. Stadtbesichtigung.

20.05.2019. Punkt 4 war ein russischer Bunker in Ligatne. Das Navi führte mich in die Pampa zu einem Altersheim. Mein doch ziemlich ratloses Gesicht erbarmte eine Mitarbeiterin, mir folgendes zu erklären: Sie sind hier richtig. Der Eingang befindet sich im  Altersheim. Es wird jedoch immer nur um 15.00h geöffnet. Mist. Es war gerade mal 11:00h und wir hatten ja noch einige Kilometer vor uns. Also weiter zu unserem nächsten Übernachtungspunkt Koidulapark Hotell in Pärnu (wir sind jetzt in Estland).

21.05.2019. Wie Ihr bemerkt habt, verzichte ich jetzt meistens auf die Wegbeschreibung. Anfangs habe ich mir Notizen gemacht. Irgenwann fehlte mir aber der Durchblick. Pxxx, dann wieder eine andere Nummer  --- zwecklos  ---. Die Ziele wurden immer ins Navi eingegeben, aber manchmal mussten wir doch die Karte zu Rate ziehen.

Von Pärnu zu Punkt 5.  Orissaare (befindet sich auf einer Insel). Das Stadion von Orissaare ist eigenartig nicht nur in Estland sondern in der ganzen Welt. Nämlich steht inmitten des Stadions eine mächtige Eiche.

Zurück zur Fähre und auf zu Punkt 6. Tallinn, die Hauptstadt von Estland. Übernachtung im Lavendel Spa Hotel. Von dort aus bin ich mit dem Bus in die Stadt gefahren. Kleine Stadtbesichtigung. Traumhaft.

22.05.2019. Weiter Richtung Jägala, unser Punkt 7. Der Jägala-Wasserfall ist der größte natürliche Wasserfall in Estland. Adresse: Koogi, 74224 Kreis Harju, Estland.

Nach diesem Schauspiel ging die Fahrt durch den Nationalpark bis nach Narva (Punkt 8). Narva ist die drittgrößte Stadt der Republik Estland, eine wichtige Industriestadt und das Zentrum der russischsprachigen Minderheit Estlands, zu der etwa 95 % der Einwohner Narvas gehören. Übergang nach Russland. Übernachtung im Central Hotel.

23.05.2019. Die Punkte 9 und 10 stehen heute auf dem "Speiseplan". Zuerst Richtung Tartu (Punkt 9). Tartu ist Estlands zweitgrößte Stadt nach der Hauptstadt Tallinn und Sitz der Universität Tartu. Die ehemalige livländische Hansestadt liegt im Kreis Tartu. Und hier steht das schiefe Haus. Adresse: Raekoja plats 18, 51004 Tartu, Estland

Weiter gehts zu Punkt 10. Die höchste Waldkiefer der Welt. Der Riese des Landkreises Põlva ist 46,6 Meter hoch und überragt die bisher bekannte größte Waldkiefer der Welt. Ich musste dort unbedingt hin: Horrorstrecke. Teilweise 13 Kilometer Straßenbaustelle mit Kies. Alle paar Kilometer eine Ampel, Wartezeit 5 Minuten und dann nochmal 100 Sekunden. Die Koordinaten führten mich dann in ein Dorf   --  keine Bäume  --- Wir sind dann die Straße (eine ander gab es eh nicht) ca. 8 Kilometer weitergefahren. Und dort war er, DER Baum. Ich bin dann schnell, von Mücken verfolgt in den Wald rein, Foto und wieder zurück. Diesen Ausflug kann man sich sparen. Von dort aus fuhren wir (naürlich teilweise wieder Schotter) nach Balvi zu unserem Übernachtungshotel Balvi Hotel.

24.05.2019. Der geografische Mittelpunkt Europas Punkt 11) erwartet uns. Das von polnischen Geologen vermessene Geographische Zentrum Europas liegt an der A 12, etwa 27 km nördlich von Vilnius Richtung Moletai. Wie alle litauischen Sehenswürdigkeiten ist es von der Strasse aus mit Hinweisschildern gut gekennzeichnet.Koordinaten 54° 54′ 0″ N , 25° 19′ 0″ O

Weiter nach Villnius (Punkt 12). Dort hatten wir uns im Green Vilnius Hotel für 2 Tage niedergelassen. Im Internet stand, dass samstags deutsche Stadtführungen angeboten werden. Das haben wir dann auch in Anspruch genommen. Sehr interessant, unbedingt zu empfehlen. 

26.05.2019. Das Abenteuer nähert sich dem Ende. Vorbei an der Wasserburg Trakai (Punkt 13) ging es zügig nach Klaipeda, wieder zum Hotel Memel. Geplant war für den Nachmittag eine Stadtbesichtigung (Punkt 14) mit Ännchen von Tharau (Punkt 15) und der Drehbrücke (Punkt 16).

27.05.2019. Nach dem Frühstück zum letzten Punkt (17) der Reise. Die Kuhrische Nehrung. Leider bei schlechtem Wetter. Von Klaipeda fährt man gut 5 Minuten mit der Fähre. Nach einigen Kilometern kommt ein Stopp, an dem die Einfahrt in das Gebiet bezahlt werden muss. Wir sind dann bis zur russischen Grenze gefahren, anschließend wieder zurück zur Fähre. Nach Narva war das die zweite Begegnung mit einer Grenze. Hier geht es einfach nur mit einem riesigem bürokratischen Aufwand weiter. Das kennt man seit vielen Jahren nicht mehr und lernt so ein offenes Europa umsomehr schätzen.

Den Nachmittag tödelten wir in der Abfertigung ein wenig rum, bis das OK zur Einschiffung kam.

28.05.2019. Gegen 18:00h Ankunft in Kiel. Weiterfahrt bis Neumünster zur Übernachtung ins Kiek in.

29.05.2019. Nach dem Frühstück ohne Probleme und Stau bis nach Brühl.

Fazit der Reise: Ein echtes Abenteuer, leider zeitlich eine kleine Fehlplanung. Für diese Tour sollte man 3 Wochen einplanen. 2 Hauptstädte wurden mehr oder weniger nur gestreift (Riga, Tallinn). Die Straßen sind teilweise in einem katastrophalen Zustand, was natürlich meine Berechnungen am PC völlig zunichte machte. Wir hatten durchweg nur positive und freundliche Begegnungen. Besonders hervorheben möchte das Personal in den Hotels. 

3966 gefahrene Kilometer incl. defektes Tacho plus 1298 Kilometer auf der Ostsee.

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